1981 – 1990

1981 – 1990

Die Aktivitäten der Ortsgruppe waren auch in dem 80ern sehr vielfältig. Den Mitgliedern wurden an den Vereinsabenden, Wanderungen und Fahrten ein abwechslungsreiches Programm geboten. Dabei standen nicht nur unterhaltsame Themen auf der Tagesordnung. So beschäftigten sich die Mitglieder in zum Teil sehr regen Diskussionen mit kommunalpolitischen Probleme und dem Schutz des Lebensraumes. Öffentliche Einrichtungen wurden besichtigt und eine Fahrt zum Bundestreffen auf dem Hambacher Schloss organisiert.

Trotz Klagen über Probleme mit dem Nachwuchs konnte die Tanzgruppe im Oktober des gleichen Jahres in der Gaststätte „Stadt Pforzheim“ ihr zehnjähriges Jubiläum begehen. Besonders die dargebotenen modernen Tanzformen stießen auf die Begeisterung des Publikums.

1982 wurden auf der Lettenbrunnenhütte Renovierungs- und Modernisierungsarbeiten durchgeführt: Ein neuer Boden wurde verlegt und der Aufenthaltsraum bekam neue Tische und Stühle. Außerdem wurde die Außenfassade restauriert.

Im Herbst wurde von der Lettenbrunnenhütte bis zum Seehaus eine Abwasserleitung gelegt. Dadurch konnten insbesondere die sanitären Anlagen verbessert und darüber hinaus ein aktiver Beitrag für den Umweltschutz geleistet werden.

Im Zuge der Baumaßnahmen wurde auf der Lettenbrunnenhütte auch ein „Ökoteich“ angelegt. Durch die Möglichkeit der Neuansiedelung von Fröschen und Lurchen sollte ein kleiner Beitrag zur Erhaltung von Feuchtbiotopen geleistet werden.

Auch bei der Kinder- und Jugendgruppe hatte man Probleme mit dem Nachwuchs: Zunächst wollte der Übergang der älteren Kinder in die Jugendgruppe nicht recht gelingen. Bei der Kindergruppe fehlte der Nachwuchs durch jüngere Kindern.

Ein Beitrag der Naturfreundeorganisation zur Diskussion um die Abrüstung war die Erklärung ihrer einzelnen Naturfreundehäuser zur „atomwaffenfreien Zone“, so auch 1983 die Lettenbrunnenhütte. Die Vereinsleitung schrieb hierzu in der Naturfreundeinformation Nr. 1/ 1984 der Ortsgruppe Pforzheim folgendes:
„Die „Naturfreunde“ verstehen sich seit ihrer Gründung als Teil der Arbeiterbewegung. Einer ihrer Hauptziele sind „Völkerverständigung und Pflege internationaler Gesinnung“.
Wir wissen, es gibt keine Völkerverständigung durch immer mehr Aufrüstung. (Wann und wo hat letztere je zur Vermeidung eines Krieges beigetragen?) Naturfreunde wollen mit allen Menschen in Frieden leben. Wir sind uns völlig einig, dass durch die Ausweisung der Lettenbrunnenhütte zur „atomwaffenfreien Zone“ kein Krieg, ja nicht einmal die Aufstellung neuer, noch furchtbarerer Raketen verhindert werden kann. Wir wollen aber damit einen Beitrag zur allgemeinen Friedensdiskussion leisten. Für uns alle!“

Weiterer Stoff für Diskussionen und Aktivitäten war im gleichen Jahr die fortschreitende Erkrankung der Wälder durch den sauren Regen. Dazu führte die Ortsgruppe eine Diskussionsrunde mit Repräsentanten der im Gemeinderat vertretenen Parteien über ihre Meinung zum Umweltschutz durch. Angesprochen wurden z.B. der Eyachtalspeicher, das Waldsterben, der Straßenbau, das Tempolimit, Grundwasserschutz u. a.

Des weiteren unternahm die Ortsgruppe zusammen mit Forstdirektor Hepp eine Waldbegehung unter dem Motto: „Saurer Regen, eine Herausforderung“. Alle Beteiligten waren aufgrund der augenfälligen Schäden betroffen.

Auch die Jugendgruppe war in Sachen Umweltschutz aktiv: auf dem 5. Pforzheimer Marktplatzfest beteiligten sie sich mit einem Infostand, an dem auf Plakaten und Texten die Entstehung und die Auswirkungen des sauren Regens und die Möglichkeiten für Gegenmaßnahmen aufgezeigt wurden.
Blickfang und Denkanstoß des Informationsstand war ein echter, laut Pforzheimer Zeitung, „ausgemergelten“ Weihnachtsbaum in strahlendem Festtagsputz und entsprechender musikalischer Untermalung.

Im März 1985 wird Jens Kück einstimmig zum ersten Vorsitzenden der Ortsgruppe Pforzheim gewählt. Er löste Kurt Reuter ab, der 25 Jahre lang die Ortsgruppe mit viel Umsicht und unter großem persönlichen Einsatz geleitet hatte.

Im April wurde die 75-Jahrfeier der Ortsgruppe und das neunzigjährige Bestehen der Naturfreundebewegung im feierlichen Rahmen begangen. Eine Ausstellung zum Thema „Schützt Ufer und Küsten“ im Rathaus, eine Jubiläumsfahrt in den Bayrischen Wald, ein großer bunter Abend in der Schwarzwaldsängerhalle, ein Frühschoppenkonzert auf der Lettenbrunnenhütte und eine Jubiläumswanderung zur Uracher Alb rundeten das Jubiläumsjahr ab.

Nach intensiven Diskussionen in den Gremien und im Ausschuss reichte Jens Kück 1986 den Bauantrag zur Sanierung und zum Umbau der Lettenbrunnenhütte ein. Er wurde im Frühjahr genehmigt. Im Mai wurde mit der Sanierung begonnen. Dazu wurde die Hütte zu einem Drittel abgerissen, um eine Küche und Theke, einen Raum für Selbstkocher, einen Vorratskeller, ein besseres Hausdienstzimmer sowie die langersehnten Toiletten, Wasch- und Duschmöglichkeiten im Haus neu anzubauen. Zur Koordination der Bauarbeiten wurde ein Bauausschuss eingerichtet.

Im Sommer 1986 berichtet Jens Kück in der Naturfreunde Information Nr. 3/1986 der Ortsgruppe Pforzheim folgendes zum Fortgang der Bauarbeiten auf der Lettenbrunnenhütte:
„Der Rohbau steht! Wenn dieses Heft zur Ausgabe gelangt, dann wird schon der Zimmermann am Werken sein.
Evtl. noch während der Ferienzeit wird der Gastank eingebracht werden. Nach Ende der Urlaubszeit werden wir mit dem Ausbau beginnen. Dann beginnt die Feinarbeit! Installateure werden bis dorthin schon mit ihrer Arbeit begonnen haben. Auch das Dach wird schon gedeckt sein.
Erfreulicherweise haben sich schon viele Freunde – auch Nichtmitglieder – zur Mitarbeit bereit erklärt. Bis jetzt, Anfang Juli, sind ca. 700 freiwillige Arbeitsstunden von 43 Helfern geleistet worden (der älteste war 73, der jüngste 12 Jahre alt)… „

Im Altbau waren die Bodenbalken schon sehr angegriffen. Trotz finanzieller Mehrbelastung entschloss man sich, eine Hohlkörperdecke einzuziehen. Das bringt zugleich auch eine bessere Stabilität des Gastraumes mit sich. Es kann also in Zukunft wieder ohne Einschränkung getanzt werden.

Zahlreiche „Feierabendbesuche“ an der Baustelle zeigen, dass nicht nur bei unseren Mitgliedern, sondern auch bei unseren Gästen aus nah und fern Interesse am Fortgang der Bauarbeiten zu verzeichnen ist. Das freut uns und gibt uns Mut, den Arbeitseinsatz zu forcieren.

Im Winter 1986/87 berichtete die Vereinsleitung in der Naturfreundeinformation Nr. 4/1987 der Ortsgruppe Pforzheim weiteres zum Fortgang der Bauarbeiten auf der Lettenbrunnenhütte:
„Es geht vorwärts! Gerade noch vor Jahresende wurde das Gerüst an der Lettenbrunnenhütte entfernt. Zimmerarbeiten am Altbau wurden begonnen. Mit dem Innenausbau geht es nun zügig voran. Jetzt macht’s Spaß! Die Heizung wird bald fertig verlegt sein. Der Plattenleger konnte wegen der kalten Witterung noch nicht beginnen, fängt aber an, sobald es die Temperaturen zulassen. Vielleicht, so hoffen wir, können wir bis Juni die Hütte wieder öffnen. Wenn die freiwilligen Helfern weiter so bei der Stange bleiben wie bisher und wenn noch neue hinzukommen, kann’s wahr werden!… „

Am 13./14. Juni 1987 war es dann soweit: Die Lettenbrunnenhütte wurde offiziell eingeweiht. Es standen allerlei Aktivitäten auf dem Programm um sich über das gelungene Werk zu freuen bzw. die neue Hütte der Öffentlichkeit vorzustellen.

Auf dem 24. Landeskindertreffen der Badener Naturfreunde in Weingarten konnte die Kindergruppe beim touristischen Wettbewerb den heißbegehrten Wanderwimpel wieder mit nach Hause nehmen. Dies war ein besonderer Erfolg, da dieser sich die letzten fünf Jahre in den Reihen der Kindergruppe Gegenbach befand.
Als Auftaktveranstaltung zur Landesgartenschau 1992 fand im April 1989 eine Baumpflanzaktion statt. Die Stadtverwaltung hatte insbesondere die Naturfreundeortsgruppe Pforzheim zur Mithilfe bei der Pflanzung von ca. 170 Bäumen aufgerufen.
Im Juni des gleichen Jahres veranstaltete die im April 1988 gegründete Fotogruppe der Ortsgruppe eine Fotoausstellung unter dem Motto „Die Welt mit unseren Augen“ im Rathaus Pavillon.

Unter dem Arbeitstitel „Das kommt mir doch irgendwie bekannt vor“ führte die Jugendgruppe bei der Jahresabschlussfeier 1989 ein selbstgeschriebenes Theaterstück auf darin wurden durchaus provokativ die bereits menschenverachtenden, aber schon alltäglichen Zustände des Dritten Reiches im Jahre 1933 mit dem wiederaufkommenden Rechtsextremismus des Jahres 1989 verglichen und Parallelen aufgezeigt. Auch wenn vereinzelte Stimmen zu hören waren, dass derartige Theaterstücke nichts auf (weihnachtlichen) Jahresabschlussfeiern zu suchen hätten, gab es insbesondere von den älteren Naturfreundemitgliedern viel Zustimmung zu dem Stück. Des weiteren musste sich die Kindergruppe mangels einer Leitung nach fasst 30 Jahren auflösen.

Das Jahr 1990 war von Aktivitäten der einzelner Naturfreundegruppen geprägt: ein Ganovenball auf der Hütte wurde organisiert, eine Gruppe „Junge Familie“ ins Leben gerufen.


->1991-2000