1931 – 1950

1931 – 1950

Verbot der Naturfreunde

Am 4. April 1933 wurden sämtliche Ortsgruppen des „TV Die Naturfreunde“, so auch die Ortsgruppe Pforzheim sowie andere Arbeitervereine aufgelöst. Das gesamte Vermögen, darunter auch die Häuser, wurde beschlagnahmt.

Der Neuanfang

Nach der Aufforderung durch den Badener Landesobmann Coblenz kam es am 11. März 1946 zur Neugründung der Ortsgruppe Pforzheim. Die Gründungsversammlung, die Wanderfreund Karl Blatz einberufen hatte, fand im Gasthaus „Zum Arlinger“ statt. Der Versammlungsverlauf wurde von Elfriede Ehrenreich in folgender Weise beschrieben:
„Die Gründungsversammlung unseres Vereins brachte einen vollen Saal. Ähnlich, wie es mir erging, mag es wohl vielen unserer alten Wandergenossen gegangen sein, als sie in die Versammlung eilten. Ein unaussprechlich großes Gefühl war es, nach 13 Jahren des Verbots des Zusammenseins heute wieder alte Freunde zu sehen, die voller Freude kamen, um unserer Neugründung beizuwohnen, alte Kameradschaft aufzufrischen und neue Freundschaften zu schließen. Viele von unseren alten Genossen, ich meine mit „alt“ diejenigen, die vor 1933 unserem Verein angehörten, vermisste ich leider. Teils sind sie gefallen, teils fielen sie dem Vernichtungsangriff auf Pforzheim zum Opfer, viele sind noch in Gefangenschaft und manches Schicksal ist uns unbekannt… „

Dieser ersten Versammlung folgte eine zweite am 19. Mai 1946 im Gasthaus „Zum Arlinger“, in der die vorläufige Vereinsleitung mit Karl Blatz als Vorsitzendem gewählt wurde. Es konnten wieder 105 Mitglieder verzeichnet werden. Liddy Purkel Tochter des späteren 1. Vorsitzenden Reinhard Dathe berichtet dazu Folgendes:
„Heinrich Coblenz von Karlsruhe hatte einen Brief an meinen Vater (R. Dathe) geschrieben, damit die Naturfreunde wiedergegründet werden. Dieser hat dies abgelehnt mit der Begründung, dass zuerst die Gewerkschaft gegründet werden müsse (R. Dathe war vor der Auflösung der Gewerkschaften durch Hitler Gewerkschaftssekretär in Pforzheim, Anmerkung der Redaktion). Ich bin dann mit dem Brief zum Karl Blatz gegangen, und der hat dies dann in die Hand genommen. Zuerst mussten Unterschriften für die Gründung des Vereins gesammelt werden. Es war eine bestimmte Anzahl von Unterschriften nötig, damit die amerikanische Besatzungsmacht den Verein akzeptierte.
Die Gründungsversammlung fand dann in der Arlinger Wirtschaft statt. In der ersten Zeit danach trafen sich die Naturfreunde im Brötzinger Schulhaus. Später traf sich der Hauptverein zuerst wöchentlich in der Wirtschaft „Zum grünen Baum „(gegenüber der Christuskirche), dann in der „Eintracht“. Als dann der Raum zu klein wurde, traf man sich in der „Reichsgaststätte“. Danach zogen wir in die „Alte Wilhelmshöhe“, bis die „Neue Wilhelmshöhe“ eröffnet wurde. Treffpunkt war immer freitags. „

Die laufende Vereinstätigkeit, insbesondere die Beschaffung eines Vereinslokals, erwies sich zur damaligen Zeit als sehr schwierig. Das Kohlerstaler Naturfreundehaus konnte nicht so ohne weiteres zur Zusammenkunft genutzt werden. Zwar war es schon 1945 auf Antrag des Calwer Gewerkschaftsvorsitzenden Dagne zugunsten der Ortsgruppe sichergestellt worden, jedoch hinderte die Lage des Hauses in der französischen Zone die Pforzheimer Ortsgruppe am freien Zugang. Denn nachdem Pforzheim zur amerikanischen Zone kam, war die Reise nach Kohlerstal nur für kurze Zeit gestattet. Außerdem war für das Überschreiten der neuen Zonengrenze ein Passierschein erforderlich.

Aus diesem Grunde war auch die Verwaltung des Kohlerstaler Naturfreundehauses von Pforzheim aus sehr schwierig, sodass zunächst die Ortsgruppe Pforzheim den oben genannten Dagne mit der Betreuung des Hauses beauftragte. Erst im Oktober 1946 konnte eine Pforzheimer Wandergruppe erstmals das Haus besuchen. (An dieser Stelle muss noch erwähnt werden, dass die Ortsgruppe Pforzheim vorerst nur das Recht hatte, das Haus bis zur Klärung der Eigentumsverhältnisse zu nutzen).

Das 1924 gepachtete Huchenfelder Haus wurde dagegen nicht mehr an die Pforzheimer Naturfreunde zurückgegeben. Deshalb wurden 1946 Kontakte mit der Staatlichen Forstverwaltung aufgenommen, um statt dessen die „Lettenbrunnenhütte“ im Hagenschieß als Wander- und Jugendherberge zu bekommen. Nach langen Verhandlungen unter Mitwirkung des Landesobmann Coblenz wurde der Ortsgruppe schließlich die Lettenbrunnenhütte im Pachtverhältnis überlassen.
Da die Hütte sehr baufällig war, wurde auf der Mitgliederversammlung im Oktober 1946 die Renovierung und der Ausbau der Hütte beschlossen. Dies war zum damaligen Zeitpunkt sehr schwierig, da Baumaterial, Dachziegel, Glas sowie Einrichtungsgegenstände nur über das Ernährungs- und Wirtschaftsamt bezogen werden konnten. Der Vorsitzende der Ortsgruppe Pforzheim, Karl Blatz, und seine Helfer bekamen aber auch dieses Problem in Griff.

Über den Umbau der LBH berichtete uns Emil Gerstenäcker Folgendes:
„Die Lettenbrunnenhütte haben wir durch Verhandlungen mit der Forstverwaltung erst nach dem Krieg zur Miete bekommen. Die Hütte war eine dreiteilige Waldarbeiterhütte mit drei Treppen und drei Eingängen. Wir haben dann die zwei mittleren Wände herausgeschlagen und einen großen Saal daraus gemacht. Von den drei Eingängen haben wir mir noch den mittleren gelassen. Das Material zum Umbau der Hütte haben wir auf Bezugschein bekommen. Viel gebraucht haben wir nicht, wir haben alles selber gemacht. Die Bretter haben wir uns selber organisiert. Die Bettgestelle waren zum Teil schon da, da haben wir Strohsäcke hinein getan. Zuerst haben wir unten geschlafen, dann oben, nachdem wir das Dachgeschoss als Matratzenlager ausgebaut hatten. Dann haben wir eine Küche im Keller eingebaut. Den Materialtransport haben wir mit dem Auto gemacht, das noch mit einem Holzvergaser lief. Den habe ich von meinem Chef bekommen, wenn wir etwas für die Naturfreunde gemacht haben. Damals hat man von der Fahrkostenbereitschaft einen Fahrbefehl haben müssen, man durfte nicht einfach so fahren. Das hat sich dann immer schön ergeben: samstags raus zur Hütte und meistens draußen geschlafen. Die Hütte war sehr gut besucht. Das Haus wurde dann im Häuserverzeichnis beschrieben, und es kamen auch Leute von auswärts. Das war eine schöne Zeit auf der Hütte. „

1947 konnte das Naturfreundehaus Lettenbrunnenhütte eingeweiht werden.

Das Vereinsleben war zu jenen Zeiten sehr wechselhaft. Es kam zu einem mehrmaligen Wechsel in der Vorstandschaft: nachdem Adolf Newiger das Amt des 1. Vorsitzenden kurzzeitig von Karl Blatz übernommen hatte, führte ab 1948 Reinhard Dathe die Pforzheimer Ortsgruppe als 1.Vorsitzender. Zwar wollte noch keine rechte Wandertätigkeit aufkommen, es kam jedoch bis 1948 zur Bildung einer Volkstanz-, Theater-, Gesangs-, Musik- sowie Skigruppe innerhalb der Ortsgruppe. Auch eine Jugendgruppe hatte sich zusammengefunden die sich um den kulturellen Teil des Vereinslebens kümmerten.


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